Jon ist gutaussehend und ein Frauenschwarm, was er kräftig ausnutzt und deswegen von seinen Freunden in Anlehnung an „Don Juan“ Don Jon genannt wird. Sein Leben ist unkompliziert und oberflächlich…und er liebt Pornos. Mehr noch als Sex mit echten Frauen. Als ihn die hübsche Barbara abblitzen lässt, weckt das seinen Ehrgeiz und er erobert sie schließlich doch noch. Tatsächlich verliebt er sich ernsthaft in sie und beginnt eine richtige Beziehung, in der er auch ihre Freundinnen kennenlernt und Barbara seinen Eltern vorstellt. Jon bildet sich sogar in Kursen an der Volkshochschule weiter, um etwas aus seinem Leben zu machen. Nur von den Pornos kann er nicht lassen, verheimlicht das aber vor seiner Freundin. In einem der Kurse lernt er die schon etwas ältere Esther kennen, die so ganz anders als Barbara ist. Als Barbara seine Porno-Vorliebe entdeckt und sich angewidert von Jon trennt, lässt er sich auf die freizügigere Esther ein…
Joseph Gordon-Levitt hat wohl fast jeder schon einmal in einem Film gesehen, ohne sich den Namen zu merken. Zu den ganz großen Hollywood-Stars gehört er nicht, ist aber gut im Geschäft. Nun hat er seinen ersten großen Film als Regisseur vorgelegt und in „Don Jon“ gleich selbst die Hauptrolle übernommen. Er ist, vor allem was die Mimik angeht, kein Spitzen-Schauspieler und so hat er sich noch zwei echte Stars für die weiblichen Hauptrollen dazu geholt, zum einen Scarlett Johansson, die hier vor allem ihre körperlichen Vorzüge präsentieren darf und zum anderen Julianne Moore, die allen anderen die Schau stiehlt. Ihr Spiel ist wunderbar zurückhaltend, was ihre Figur aber gerade zur interessantesten des Films macht.
Aufgebaut ist „Don Jon“ wie die typische romantische Komödie. Mann trifft Frau, beide verlieben sich, trennen sich nach einem Streit. Versöhnung? Happy End?
Der Film selbst sieht sich aber wohl eher als Parodie auf das Genre, wobei er durch das in den Vordergrund gestellte Thema Sex wohl auch ein bisschen kontrovers sein möchte. Leider schafft der Film das aber nicht, denn dafür müsste er schon etwas expliziter sein. Man sieht hier und da ein paar nackte Brüste und Hintern, aber niemals mehr, als es ein amerikanischer Mainstream-Film eben zulässt. Die Sprache ist auch manchmal ein bisschen derbe und explizit, überschreitet aber nie eine gewisse Grenze. Da die Story aber auch nicht mit übermäßig viel Humor punkten kann, funktioniert „Don Jon“ als Parodie nur bedingt. Im Grunde sind die Hauptfiguren Jon und Barbara auch beide nicht besonders sympathisch. Jon ist oberflächlich und sehr selbstbezogen und lebt seine Obsessionen hemmungslos aus, weil er weiß, dass er sie bei der wöchentlichen Beichte gegen ein paar Vaterunser und Avemaria erlassen bekommt. Barbara lässt sich viel zu schnell auf Jon ein und ist selber im Grunde extrem spießig, macht sie doch mit ihm Schluss, weil sie Pornografie ekelhaft findet. Gleichzeitig hat sie ein völlig altmodisches Weltbild, in dem Männer keine Hausarbeit machen sollten. Den Gegenpol bildet dann eben Esther als nicht mehr ganz Junge, aber weltoffene und experimentierfreudige Frau, die sich nicht so sehr um Normen schert.
In der Rolle von Jons Vater gibt es ein Wiedersehen mit Tony Danza, der mit der Sitcom „Wer Ist Hier Der Boss?“ in den mittleren 80ern zum Star wurde, danach aber nicht den großen und dauerhaften Durchbruch im Kino geschafft hat. Interessant ist auch noch die Rolle von Brie Larson als Jons jüngere Schwester, die sich offenbar für nichts interessiert, als ihr Smartphone. Mit ihrem einzigen Satz im Film löst sie die Situation zum Ende hin auf.
„Don Jon“ erreicht leider nicht das Ziel, eine Persiflage auf das weichgespülte Hollywood-Kino zu sein. Dafür ist der Film nicht zynisch und böse genug und wenn der Sex schon im Mittelpunkt des Films steht, hätte Gordon-Levitt sich schon etwas mehr trauen müssen, aber das ging wohl wegen der nötigen Jugendfreigabe nicht. So ist „Don Jon“ aber immerhin noch ein ganz unterhaltsamer Film für zwischendurch, den man sich alleine wegen der tollen Julianne Moore ansehen sollte. Scarlett Johansson-Fans müssen natürlich auch ein paar Blicke riskieren, zeigt die Dame sich doch hier etwas aufgeknöpfter als sonst.
Die deutsche Blu Ray erscheint bei Ascot Elite und liefert eine sehr gute Bild- und Tonqualität ab. Die Ausstattung mit deutschem und englischem Ton sowie deutschen Untertiteln ist Standard. Das Bonusmaterial enthält ein Making Of, Teaser, Trailer und diverse Featuerettes. Interessant ist dabei, mal zu sehen, wie lustlos aber professionell-freundlich Stars Pressekonferenzen und Fototermine über sich ergehen lassen. (A.P.)
|